Im Masswerk des bunten Glasfensters ist das Wappen der Familie Manuel abgebildet. Gezeigt werden 20 ausgewählte Szenen nach dem Totentanz von Niklaus Manuel (1516-1519). In derben Szenen wird den Bernern die Verwerflichkeit ihres Daseins vorgeworfen. Der Tod reisst sie aus ihrem gewohnten Leben heraus. Die Vergänglichkeit unseres Daseins wird uns vor Augen geführt. Mit der Darstellung von Niklaus Manuel als Maler, unten rechts, findet das Ende des Reigens statt.
Die Glasmalereien des 20.Jh. besitzen wegen des makellos und transparent gewordenen Glases nicht mehr die Ausstrahlung und Lebendigkeit der mittelalterlichen Vorbilder. Auch unterscheiden sie sich durch die einheitlicheren Farbklänge.
Lage
Berner Münster, Glasfenster, südliches Seitenschiff, östl. Joch, Matter-Kapelle
Datierung
1918
Künstler
Den Entwurf zeichnet nach Vorlage Manuel/Kauw der Architekt, Zeichner und Historiker Eduard von Rodt (1849 Bern - 1926 Bern).
Eduard von Rodts Nachlass (Zeichnungen, graphische Sammlung, Bücher) befindet sich im Bernischen Historischen Museum.
Auftraggeber
Der Vorstand des Münsterbauvereins entscheidet sich für das Glasfenster nach Vorlage Manuels. Gestiftet wird dieses durch das Legat von Karl Friedrich von Fischer-Manuel.
Restaurierungen
keine bekannt
Beschaffenheit
Glasmalerei. Eingebaut werden die Scheiben in fünf Bildern übereinander und in 4 nebeneinander, Hochformat. Ausgeführt hat das Glasfenster das Atelier Kirsch und Fleckner in Freiburg i Ü.
Materialien
Masse
Grösse des Bildes ca. 60 x 90 cm
Inschriften
Die Namen oder Berufsbezeichnungen finden wir meistens am Arkadenbogen oder darüber. Es werden hier die Namen und Wappen der Stifter festgehalten. Folgende 20 Stifterwappen werden dargestellt:
Ritter Jakob von Roverea
Grafen |
Burkard von Erlach
Papst |
CVD Christoph von Diesbach
Kaiserin |
Kaspar Hetzel von Lindnach
Witwe |
Ritter Rudolf von Fridingen
Ritter
|
Äbtissin M. von Büttikon
Äptissin |
Chronikschreiber der Stadt Bern (nicht überliefert) Arzt |
Kaspar Wyler
Bischof |
Ritter Sebastian vom Stein
Ritter
|
HVD Hans von Diesbach
Königin |
Stadtschreiber Niklaus Schaller
Meister |
Seckelmeister Lienhard Hübschi
Juristen |
Ludwig von Erlach
Kardinal
|
(Hans) Boley Gantner
Kaiser |
Ritter Kaspar von Mülinen
Herzog |
Barthomäus May
Doktor |
von Arsent?
Dirne
|
Jakob von Stein
Kriegsmann |
Hans Frisching
König |
Niklaus Manuel
Maler |
Bemerkungen
Die Fensterscheiben waren zu Anfang wegen ihrer künstlerischen Gestaltung sehr umstritten, doch heute haben sich die Berner damit abgefunden (cf. «Der Bund» vom 28.12.1919).
Literatur
- Der Bund, 28. Dezember 1919, Nr. 549
- Max Gräter, Das Münster in Bern, Verlag Paul Haupt, Bern, 1972, S. 40, Abb. S. 87
- Kunstführer durch die Schweiz, Hg. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 1982, Bd. 3, S. 110
- Machs na, Ein Führer zum Berner Münster, Verlag Stämpfli AG Bern, 1993, Bd. 1, S. 84
- Luc Mojons, Die Kunstdenkmäler des Kantons Bern, Bd. 5, Die Kirchen der Stadt Bern, Basel 1969, S. 70-83 (Totentanz von Niklaus Manuel)
- Luc Mojons, Die Kunstdenkmäler des Kantons Bern, Bd. 4, Das Berner Münster, Basel 1960, S. 348 (Glasfenster)
- Reiner Sörries, Tanz der Toten - Todestanz. Der monumentale Totentanz im deutschsprachigen Raum, Dettelbach 1998, S. 292
- Hans Georg Wehrens, Der Totentanz im alemannischen Sprachraum, Regensburg 2012, S. 118