Das genaue ursprüngliche Aussehen ist nicht überliefert. Weil Beschreibungen im 16. Jahrhundert und Bildkopien im 17. Jahrhundert einsetzen, dann immer wiederholt werden, erlauben diese Quellen zusammen mit den Fragmenten eine ungefähre Beschreibung. Der Totentanz spielt sich auf einem schmalen Landschaftsstreifen ab. Er ist von links nach rechts zu lesen. Im Freien predigt ein Kanzelredner 9 Personen, die auch im eigentlichen Totentanz wieder auftreten. Sie blicken nach rechts, wo 2 musizierende Skelette aus einem Beinhaus springen und zum Tanz aufspielen. Ein Zug von 37 Tanzpaaren bewegt sich auf das Beinhaus zu. Jedes Paar besteht aus einer Todesfigur (verwesende menschliche Leiche) und einer Vertreterin oder einem Vertreter des menschlichen Geschlechts. Die Ordnung ist hierarchisch von links nach rechts absteigend. Papst und Tod sind das erste Paar, am Schluss tanzen Tod und Bauer. Die Figuren sind durch Kleidung und Attribute gekennzeichnet. Der Wechsel von geistlichen und weltlichen Personen und der Wechsel von männlichen und weiblichen Personen rythmisiert die Tanzpaare.
Hans Hug Kluber, der das Bild restaurierte, liess 1568 den Totentanz mit einer Paradiesszene, seinem Selbstbildnis mit Tod und mit dem Bildnis seiner Frau mit dem Tod enden. Ursprünglich hatte sich an dieser Stelle wie am Bildanfang vielleicht eine Predigtszene befunden. Solche Vermutungen sind aber spekulativ.
Überhaupt sind mit dem Basler Totentanz viele ungelöste Fragen verbunden. Die Radierungen nach dem Basler Totentanz von Matthäus Merian d. Ä., die sein Namensvetter Johann Jakob 1621 erstmals herausgab, machten den Totentanz in Europa bekannt. Mehrere Auflagen und Übersetzungen zeugen vom grossen Interesse am Basler Totentanz im Zeitalter des Barock. Künstler liessen sich vom Basler Totentanz inspirieren oder benutzen ihn als Vorlage. Bis heute nimmt er in der Forschung wegen seines Alters, seiner künstlerischen Qualität und seinem Wert als Inspirationsquelle eine wichtige Stellung ein.
Lage
Der Totentanz war auf der Mauerinnenseite des Laienfriedhofes des Dominikanerklosters angebracht. Als die Mauer 1805 niedergelegt wurde, wurde der Totentanz zerstört. Kunstfreunde retteten 23 Bildfragmente. Heute sind noch 19 Bild- und 3 Textfragmente erhalten. Sie sind im Historischen Museum Basel ausgestellt.
Datierung
Nicht datiert, um 1440 entstanden.
Künstler
unbekannt, nicht signiert.
Auftraggeber
nicht bekannt, wahrscheinlich die Dominikaner.
Restaurierungen
Das Bild, Wind und Wetter ausgesetzt, wurde mehrmals restauriert respektive übermalt. Aus älterer Zeit sind 4 Restaurierungen bekannt. Sie alle wurden durch den Rat von Basel veranlasst, weil seit der Reformation von Basel 1529 die Stadt Besitzerin der Anlage war. 1568 Restaurierung durch Hans Hug Kluber mit starken Eingriffen, 1614-1616 durch Emanuel Bock (Sohn des Hans Bock), 1657-1658 durch Hans Georg Meyer und seinen Gesellen Samuel Wurstisen.
Jakob Ringle malte die Inschriften (neu?) auf Holztafeln. 1703 restaurierten die Gebrüder Benedikt und Hans Georg Becker den Totentanz. Hans Heinrich Scherer, Schulmeister zu St. Peter, erneuerte die Verse. In den sechziger und siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts wurden 5 Fragmente von den Übermalungen befreit und die originale spätmittelalterliche Malerei freigelegt.
Beschaffenheit
al Secco-Malerei.
Masse
Nicht genau bekannt. Der Bildfries war etwa 60 Meter lang und 2 Meter hoch. Die Figuren hatten ungefähr Lebensgrösse.
Inschriften
Die Figurenpaare waren begleitet von Versen. Je eine vierzeilige Strophe war dem Tod und je eine vierzeilige Strophe dem sterbenden Menschen zugeordnet. Die bekannte deutsche Textüberlieferung von Matthäus Merian aus dem Jahre 1621 dürfte auf die nachreformatorische Zeit zurückgehen. Die originalen Texte von 1440 sind nicht überliefert.
Literatur
Paul-Henry Boerlin, Der Basler Prediger-Totentanz, erweiterter Separatdruck aus: Unsere Kunstdenkmäler, Jahrgang XVII (1966), Nr. 4, Basel 1967, S. 128-140.
Achilles Burckhardt, Abbruch des Totentanzes in Basel, in: Basler Jahrbuch 1883, Basel 1883, S. 174-219.
Franz Egger, Basler Totentanz, Basel 22009.
Gert Kaiser, Der Baseler Totentanz, in: Der tanzende Tod, Frankfurt a. M. 1982, S. 194-275.
François Maurer, Das einstige Totentanzgemälde, in: Die Kunstdenkmäler des Kantons Basel-Stadt, Bd. V: Die Kirchen, Klöster und Kapellen; dritterr Teil: St. Peter bis Ulrichskirche, Basel 1966, S. 290-314.
Johann Jacob Merian, Todtentanz, wie derselbe in der weitberümbten Statt Basel als ein Spiegel menschlicher beschaffenheitganz künstlich mit lebendigen Farben gemahlet, nicht ohne nutzliche Verwunderung zu sehen ist, Basel 1621. Weitere Auflagen wurden 1649 und später von Matthäus Merian herausgegeben.
Hans GeorgWehrens, Der Totentanz im alemannischen Sprachraum. „Muos ich doch dran – und weis nit wan“, Regensburg 2012, S. 50-56.
Zentralinstitut und Museum für Sepulkralkultur (Hrsg.), Tanz der Toten – Todestanz. Der monumentale Totentanz im deutschsprachigen Raum, Kassel 1998, S. 93-96.
Bilder
Aquarellkopie und Edelfrau von Maurice Babey. Radierung mit der Edelfrau von Franz Egger.